Donnerstag, 30. November 2023

So gestalten Sie die Wohnung für Alzheimer-Erkrankte sicher

Alzheimer-Demenz: Tipps für die Gestaltung der Wohnung 

 


Rund zwei Drittel aller Menschen mit Alzheimer werden zu Hause von Angehörigen betreut. Dabei lassen sich Gefahrensituationen nicht immer vermeiden, denn die Alzheimer-Krankheit führt zu einem nachlassenden Gedächtnis, einer Verschlechterung der Alltagsfähigkeiten und der Orientierung sowie häufig einem zunehmenden Bewegungsdrang. 
Daher ist es ratsam, die Wohnung an die Bedürfnisse des oder der Erkrankten anzupassen, um Verletzungen zu vermeiden. 

Die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) gibt hierzu Tipps in ihrem Ratgeber „Leben mit der Diagnose Alzheimer“. Der kostenlose Ratgeber kann bestellt werden bei der Alzheimer Forschung Initiative e.V., Kreuzstr. 34, 40210 Düsseldorf; Telefonnummer 0211 - 86 20 66 0; Website: www.alzheimer-forschung.de/leben-mit-alzheimer/
 

Sicheres Bewegen zu Hause ermöglichen


Menschen mit Alzheimer sollten in ihrem Zuhause genügend Platz haben, um sich sicher selbstständig zu bewegen. Stolperfallen wie hohe Teppiche oder Elektrokabel auf dem Boden sollten vermieden werden. Die Sicherheit auf Treppen kann erhöht werden, indem die Stufen mit breitem gelbem Klebeband markiert werden oder ein zusätzlicher Handlauf angebracht wird.

Im Badezimmer verhindern Gummimatten oder Antirutschstreifen in der Dusche oder Badewanne Stürze ebenso wie Haltegriffe an der Wand. Ein Stuhl oder Hocker in der Dusche sorgt für zusätzliche Sicherheit. Durch Markieren der Wasserhähne – Rot für heiß, Blau für kalt – und einer verringerten Heißwassertemperatur können Verbrühungen verhindert werden. Ein erhöhter Toilettensitz kann den Toilettengang erleichtern.

Für die Küche gilt: Messer, Scheren und andere Utensilien, die gefährlich werden könnten, sollten weggeschlossen werden. Topf- und Pfannengriffe können bei Nutzung zur Rückseite des Herdes gedreht werden. Ein Rauchmelder und ein Feuerlöscher bieten zusätzlichen Schutz.

Mit Hinlauftendenz richtig umgehen


Ein häufiges Verhalten von Menschen mit Alzheimer-Demenz ist das Weg- beziehungsweise Hinlaufen. Dabei machen sich Erkrankte scheinbar ziellos auf den Weg – in ihrer eigenen Wirklichkeit jedoch haben sie häufig ein konkretes Ziel: das Haus ihrer Eltern, die alte Arbeitsstelle oder die Schule ihrer längst erwachsenen Kinder. Das Problem: Die Menschen sind meist völlig orientierungslos und finden selbst in vertrauter Umgebung nicht alleine nach Hause.

Um die Erkrankten zu schützen, können Angehörige auf Hilfsmittel wie kindersichere Türgriffe oder Alarmmatten zurückgreifen, die beim Verlassen der Wohnung ein Signal abgeben. Ein Trick, der auch in Pflegeeinrichtungen angewendet wird, ist die optische Tarnung der Ausgangstür – zum Beispiel mit dem Bild eines Bücherregals. In der eigenen Wohnung kann auch ein Vorhang vor der Haustür vor dem Hinausgehen schützen. Wichtig ist, dass die Betroffenen nie das Gefühl haben, zu Hause eingesperrt zu sein. 

Darüber hinaus ist es immer sinnvoll, Personen mit Hinlauftendenz ein Namensschild sowie die Kontaktdaten der Angehörigen in die Kleidung zu stecken. 

Maßnahmen immer wieder anpassen


Es gibt nicht „den einen Verlauf“ bei Alzheimer. Tatsächlich äußern sich Symptome und Verhaltensweise sogar höchst individuell. Eins ist jedoch bei allen gleich: Die kognitiven Störungen nehmen mit der Zeit zu und es wird für die Betroffenen immer schwieriger, sich im Leben zurechtfinden. So kann jemand, der heute noch problemlos mit einer Gabel essen kann, irgendwann vergessen haben, wozu die Gabel eigentlich da ist.

Angehörige sollten daher immer auf Veränderungen achten, insbesondere darauf, ob sich Symptome verschlechtern oder neue hinzukommen – und ob sich daraus möglicherweise Gefahren ergeben, die Anpassungen zu Hause erforderlich machen.

Liegt ein Pflegegrad vor, können Kosten für sogenannte wohnumfeldverbessernde Maßnahmen von der Pflegeversicherung bezuschusst werden. Pro Maßnahme stehen dann bis zu 4.000 Euro zur Verfügung.

Montag, 30. Oktober 2023

Die Geschichte der Blutzuckermessung

Vom Geruchstest zur einfachen Selbstkontrolle

 

Einfach zu bedienende Messgeräte sind sehr wichtig im Alltag mit Typ-2-Diabetes.
Die Entwicklung dorthin begann vor rund 40 Jahren.

Foto: DJD/Roche Diabetes Care

Mit einem einzigen Blutstropfen in Sekundenschnelle selbst den Blutzucker messen? Den Wert direkt auf das Smartphone übertragen und in einem digitalen Tagebuch die Zusammenhänge zwischen Lebensstil und Blutzucker auf einen Blick erkennen? Für viele der über elf Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland ist die selbstständige Blutzuckermessung heute Normalität - dank innovativer Entwicklungen, die bereits vor rund 40 Jahren begonnen haben.

Vom Geruchstest zur modernen Blutzuckermessung

Vor dem 20. Jahrhundert war die Zuckermessung ganz einfach: Der Urin wurde beschnuppert und probiert. Schmeckte der Urin leicht süßlich, lautete die Diagnose „honigsüßer Durchfluss“ (deutsch für „Diabetes mellitus“). Erst um 1900 fanden Forscher heraus, dass bei süßlichem Urin der Zucker im Blut nicht richtig abgebaut wird. Für eine Messung benötigte man damals eine heute unvorstellbare Menge an Blut: einen viertel Liter. Etwa 70 Jahre später begann die Entwicklung von Blutzuckermessgeräten. Sie wogen mehr als ein Kilogramm - und nahmen Ärztinnen und Ärzte komplett die manuelle Auswertung der Werte ab. Verändert wurde die gängige Praxis der Diabetestherapie dann Anfang der 80-er-Jahre. Mit einem modernen Gerät konnten Patientinnen und Patienten ihren Blutzucker nun selbst zu Hause messen und mussten nicht mehr alle vier Wochen in die Arztpraxis. Dies änderte das Leben von Menschen mit Diabetes grundlegend: Sie konnten ab sofort viel engmaschiger ihren Blutzucker kontrollieren und direkt auf zu hohe und zu niedrige Werte reagieren. Dazu kamen eine völlig neue Freiheit und ein selbstbestimmter Umgang mit ihrem Diabetes. Zu Beginn war die Blutzucker-Selbstmessung unter Fachleuten sehr umstritten. Man konnte sich nicht vorstellen, Verantwortung in der Diabetestherapie an die Patientinnen und Patienten abzugeben.

Heutiger Alltag: Selbstbestimmtes Diabetesmanagement

Eines der modernen Blutzuckermessgeräte, das vor vierzig Jahren die Diabetestherapie grundlegend veränderte, hieß "Reflolux". Entwickelt wurde es von der Firma Boehringer Mannheim, die heute zum Schweizer Pharmaunternehmen Roche gehört. Außerdem konzipierte das Mannheimer Unternehmen in Zusammenarbeit mit Diabetologinnen und Diabetologen auch das weltweit erste strukturierte Schulungsprogramm für Menschen mit Diabetes. Die Blutzucker-Selbstmessung war außerdem der Startschuss für eine Reihe weiterer Innovationen. Mehr Infos dazu unter: www.accu-chek.de. Heute unterstützen die beiden modernen Messgeräte Accu-Chek Guide und Accu-Chek Instant sowie die Diabetesmanagement-App mySugr Millionen Nutzerinnen und Nutzer weltweit verlässlich in ihrem Alltag.

Montag, 31. Juli 2023

Fehlzeiten im Job steigen im ersten Halbjahr 2023

Beschäftigte deutlich länger krankgeschrieben

 


Bei den Beschäftigten in Deutschland nehmen schwere Krankheitsverläufe offenbar zu, denn laut Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse waren Arbeitnehmer/innen in den vergangenen Monaten deutlich länger krankgeschrieben als zuvor. So fehlten berufstätige KKH-Mitglieder im ersten Halbjahr 2023 bundesweit insgesamt rund 11,9 Millionen Tage im Job. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 7,6 Millionen Tage. Das entspricht einem Plus von mehr als der Hälfte.

Auch die Zahl der Krankheitsfälle bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau: Der Krankenstand im ersten Halbjahr 2023 lag bundesweit bei 6,3 Prozent. Somit fielen an jedem Tag von Anfang Januar bis Ende Juni im Schnitt 63 von 1.000 Beschäftigten krankheitsbedingt im Job aus – ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die meisten Arbeitsausfälle verzeichnete die KKH in den vergangenen Monaten in Sachsen-Anhalt. Dort war der Krankenstand mit 8,1 Prozent am höchsten, in Baden-Württemberg mit 5,1 Prozent am niedrigsten.

Verantwortlich für die nach wie vor hohe Zahl an Attesten im ersten Halbjahr 2023 war unter anderem die starke Erkältungs- und Grippewelle im Winter und Frühjahr. Die Krankheitsfälle wegen Infekten der oberen Atemwege, beispielsweise Erkältungsschnupfen, nahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut ein Drittel zu. Die KKH registrierte zudem doppelt so viele Grippeerkrankungen unter ihren beschäftigten Mitgliedern. Die Krankschreibungen wegen Bronchitis stiegen sogar um das Anderthalbfache. Eine klare Zunahme von fast 50 Prozent verbuchte die Ersatzkasse zudem bei Attesten in Zusammenhang mit Corona.

Eine Rolle bei diesen hohen Werten spielt aber auch die elektronische Krankschreibung (eAU). Dadurch gehen mittlerweile nahezu alle Atteste bei den Krankenkassen ein – auch die kurzzeitigen, die nicht in einen Krankgeldfall münden. Als Patienten die gelben Scheine noch selbst an ihre Krankenkasse senden mussten, taten sie dies häufig nur bei längerer Krankheit. Die Dunkelziffer war entsprechend höher.

Der Fehlzeiten-Anstieg hingegen ist vor allem psychischen Leiden zuzuschreiben. So lag beispielsweise die Krankschreibedauer pro Arbeitnehmer/in im Zuge von wiederkehrenden Depressionen bei 112,1 Tagen pro Fall. Zum Vergleich: Im Durchschnitt waren Beschäftigte im ersten Halbjahr dieses Jahres 17,1 Tage krankgeschrieben. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 88,8 Tage aufgrund von Depressionen beziehungsweise 14,6 Tage im Schnitt.


Dienstag, 27. Juni 2023

Anwendung und Lagerung von Medikamenten an hohe Temperaturen anpassen

Medikamente bei Hitze richtig lagern


 

Hitze kann auch die Wirkung von Medikamenten verändern – das muss bei der Anwendung berücksichtigt werden. Dies kann zum Beispiel bei blutdrucksenkenden Arzneimitteln, Entwässerungsmitteln, Schlafmitteln, Abführmitteln oder Medikamenten gegen Depressionen der Fall sein. Sie können den Flüssigkeitshaushalt und die Abkühlungsmechanismen des Körpers beeinflussen. „Bei Hitze ist möglicherweise eine Dosisanpassung erforderlich. Bitte ändern Sie Ihre Dosierung nicht selbst, sondern sprechen Sie bei Ihrem nächsten Termin mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber!“, rät Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer. Dies gilt auch für Menschen mit Diabetes.

Bei Hitze steigt die Durchblutung der Haut. Aus einem arzneimittelhaltigen Pflaster kann deshalb bei Hitze mehr Wirkstoff ins Blut abgeben abgegeben werden. Benkert: „Das kann gefährlich werden! Lassen Sie sich dazu in Ihrer Apotheke beraten.“

Einige Arzneimittel können die Haut lichtempfindlicher machen. Dadurch kommt es schneller zu Sonnenbrand, der wiederum die Entstehung von Hautkrebs begünstigt. Deshalb ist ein konsequenter Sonnenschutz im Sommer für betroffene Personen besonders wichtig.

Auch bei der Lagerung der Medikamente ist bei Hitze einiges zu beachten. Die meisten Arzneimittel sollen bei Raumtemperatur, das heißt bei 15 bis 25 Grad, gelagert werden. Bei einer Hitzewelle gelingt das am besten in einem kühlen Raum. Keinesfalls sollte man Medikamente im Auto liegen lassen, da sich der Innenraum bei hohen Außentemperaturen schnell stark aufheizt. Besser ist es, die Medikamente für den Transport in einer Kühlbox zu lagern. Dabei ist darauf zu achten, dass das Medikament die Kühlelemente nicht direkt berührt.  

Die Bundesapothekerkammer hat verschiedene Materialien zum Thema Hitzeschutz entwickelt: Neben einem Flyer zur Weitergabe an Patientinnen und Patienten gibt es Faktenblätter mit Verhaltenstipps und Hinweisen zur Lagerung von Medikamenten.

Mittwoch, 31. Mai 2023

Neue BARMER Webseite

Schnelle Hilfe für Arztpraxen & Co.

 

Die Barmer erweitert ihren Service für Leistungserbringer im Gesundheitswesen. Ab sofort finden Arztpraxen, Apotheken, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen sowie Heil- und Hilfsmittelerbringer viele fachliche Informationen auf einer neuen Webseite speziell für ihren jeweiligen Gesundheitsbereich. Zusätzlich können Fragen zur Zusammenarbeit mit der Barmer schnell und unkompliziert geklärt und passende Informationen gefunden werden. „Bereits im vergangenen Jahr hat die Barmer eine spezielle Hotline eingerichtet, um Leistungserbringer bei Anliegen schnell und unbürokratisch zu unterstützen. Mit der neuen Webseite schaffen wir nun einen weiteren Servicekanal“, sagt Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. Damit würden Leistungserbringer bei ihrer täglichen Arbeit effektiv unterstützt.

Informationen per Webseite oder Hotline

Auf der neuen Webseite für Leistungserbringer fänden zum Beispiel Arztpraxen Informationen zur Abrechnung von Leistungen und zum Abschluss von Verträgen. Leistungserbringer erhielten unter anderem Hilfe bei Anliegen rund um Themen wie Zuzahlung und Datenaustausch sowie Informationen zur Nutzung der elektronischen Patientenakte. Darüber hinaus könnten sie sich bei Fragen wie bisher an die kostenfreie Leistungserbringer-Hotline der Kasse wenden. Diese sei weiterhin von Montag bis Freitag zwischen 7 Uhr und 20 Uhr erreichbar. Für eine noch schnellere und gezieltere Beratung sollten die Leistungserbringer ihr Institutionskennzeichen oder ihre lebenslange Arztnummer bereithalten.

Die Webseite für Leistungserbringer ist abrufbar unter www.barmer.de/leistungserbringer. Die Hotline lautet 0800 333 06 06.

Donnerstag, 13. April 2023

Klein, aber gefährlich: Mehr Krankheitsfälle durch Zecken

KKH rät zur Vorsicht im Freien

 


Ein Waldlauf am Morgen, ein Spaziergang in der Mittagspause, Grillen im Garten, am Wochenende Wandern, Radfahren und Zelten: Seit der Corona-Pandemie verbringen viele Menschen ihre Freizeit mehr und mehr im Grünen. Das bleibt nicht ohne Folgen, wie aktuelle Daten zur Arbeitsunfähigkeit von Versicherten der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigen. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich immer mehr Berufstätige wegen Borreliose krankschreiben lassen müssen. Im vergangenen Jahr zählte die KKH 212 Arbeitsunfähigkeitsfälle mit fast 4.000 Fehltagen wegen der Lyme-Krankheit, die durch Zeckenstiche übertragen werden kann. Das sind gut 18 Prozent mehr als 2021 (179 Fälle) und sogar fast 28 Prozent mehr als 2020 (166 Fälle). In den beiden Vor-Corona-Jahren lag die Zahl mit jeweils 155 Fällen noch darunter.

„In der Corona-Pandemie haben viele Menschen den Wald als Ausflugs- und Erholungsziel für sich entdeckt. Das könnte eine Ursache für den Anstieg sein“, sagt KKH-Apotheker Sven Seißelberg. Denn Zecken halten sich bevorzugt in Wäldern nicht zu trockener Lagen auf, in hohem Gras, Gebüsch sowie in losem Laub. Die winzigen Blutsauger werden ab einer Temperatur von etwa fünf Grad Celsius aktiv. Das Tückische: Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind deutschlandweit je nach Region bis zu 30 Prozent der heimischen Zecken wie der Gemeine Holzbock Träger sogenannter Borrelien. Während die ebenfalls durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) nur in bestimmten Regionen auftritt, kommen Zecken, die Borreliose übertragen, in ganz Deutschland vor. Gegen die Lyme-Krankheit gibt es im Gegensatz zur FSME außerdem keinen Impfstoff. Zur Vorbeugung helfen nur lange Kleidung und Zeckenschutzmittel. „Wer dennoch von einer Zecke gestochen wird und einige Tage bis Wochen danach rund um die Einstichstelle eine ringförmige Rötung beobachtet, sich außerdem abgeschlagen fühlt, Fieber und Kopfschmerzen bekommt, sollte einen Arzt aufsuchen“, rät Sven Seißelberg. Da eine Borreliose durch Bakterien übertragen wird, lässt sie sich vor allem im Frühstadium gut antibiotisch behandeln.

„Nach jedem Besuch im Grünen sollte man Körper und Kleidung gründlich nach Zecken absuchen“, rät der KKH-Apotheker – vor allem, wenn man auf schmalen bewachsenen Pfaden oder querfeldein in Wiesen und Wäldern unterwegs war. Wer sich stattdessen auf breiten Wegen aufhält, muss keine Zeckenstiche befürchten. Im Ernstfall ist es wichtig, die Zecke vollständig aus der Haut zu entfernen. Keinesfalls sollten dabei Klebstoff und Öl zum Einsatz kommen. „Diese Substanzen reizen das Tier nur und können erst recht dazu führen, dass es Speichel und somit möglicherweise auch Erreger in die Wunde abgibt“, erläutert Seißelberg. Stattdessen sollte die Zecke mit einer Pinzette oder Zeckenkarte dicht an der Haut (niemals am vollgesogenen Körper) gegriffen und behutsam herausgezogen werden (nicht quetschen oder drehen). Anschließend sollte die Wunde desinfiziert werden. Wer unsicher ist, ob die Zecke komplett entfernt ist, sollte zum Arzt gehen.

Mittwoch, 8. März 2023

Zum internationalen Weltfrauentag 2023: Warum Frauen deutlich häufiger an Alzheimer erkranken

Hormonelle Veränderungen können auch zur Entstehung von Alzheimer beitragen

 


 

Alzheimer kann uns alle treffen – aber Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer. Insgesamt liegt der Anteil der an Alzheimer erkrankten Frauen weltweit bei rund zwei Drittel, für Deutschland entspricht dies einer Zahl von etwa 800.000 Betroffenen. 

Forschende hatten dieses Ungleichgewicht lange der höheren Lebenserwartung von Frauen zugeschrieben, da der größte Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit das Alter ist. Heute weiß man jedoch: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau an Alzheimer erkrankt, ist höher als bei einem Mann, unabhängig von der jeweiligen Lebenserwartung. 

Als wichtigste Ursache gilt dafür mittlerweile der weibliche Hormonhaushalt, exakt erforscht sind die Zusammenhänge bislang jedoch nicht. Zum Weltfrauentag am 8. März informiert die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. über den aktuellen Stand.

Eine Ursache dafür, warum Frauen häufiger an Alzheimer erkranken, wird im unterschiedlichen Hormonhaushalt von Männern und Frauen vermutet. Eine zentrale Rolle kommt dabei dem Sexualhormon Östrogen zu. Was viele nicht wissen: Östrogene regeln nicht nur die Reproduktionsfähigkeit von Frauen, sondern sind auch entscheidend am Hirnstoffwechsel und damit an kognitiven Prozessen wie Denken, Erinnern, Orientieren und Sprechen beteiligt. So sind Östrogene im Gehirn wichtig für den Schutz und den Energiestoffwechsel der Nervenzellen. Sie regulieren die Mitochondrien, die als Kraftwerke der Zellen für die nötige Energie sorgen und die Verknüpfung zwischen den Nervenzellen fördern. Außerdem trägt das Hormon zum Schutz und zur besseren Durchblutung der Nervenzellen bei und verhindert so, dass sich die für Alzheimer typischen Amyloid-Plaques ablagern.

In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel, was unter anderem auch die Energieversorgung und den Schutz der Nervenzellen beeinträchtigen kann. Eine mögliche Folge: Es treten kurzfristig Wechseljahresbeschwerden auf, die die Kognition betreffen – wie Gedächtnisprobleme, Vergesslichkeit und Verwirrtheit. Mittelfristig können diese hormonellen Veränderungen aber auch zur Entstehung von Alzheimer beitragen. Das belegen in unterschiedliche Studien die Neurowissenschaftlerinnen Roberta Diaz Brinton, Direktorin des Center for Innovation in Brain Science an der University of Arizona und Lisa Mosconi, Leiterin der Women´s Brain Initiative und Direktorin der Alzheimer´s Prevention Clinic am Weill Medical College New York.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Länge der Reproduktionsphase von Frauen, also der Zeitraum zwischen der ersten Periode und der Menopause. Frauen, die 21 bis 34 Jahre fruchtbar waren, haben ein 26 Prozent höheres Demenzrisiko, als Frauen mit einer Reproduktionsphase von 39 bis 44 Jahren. Das deutet darauf hin, dass ein spätes Einsetzen der Menstruation oder eine frühe Menopause das Alzheimer-Risiko erhöhen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der US-Krankenversicherung Kaiser Permanente, die 2019 im Fachmagazin Neurology veröffentlicht wurde.

Weitere Informationen zur Alzheimer-Krankheit

Über die Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) ist ein gemeinnütziger Verein, der das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats e.V. trägt. Seit 1995 fördert die AFI mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscherinnen und –forscher stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Bis heute konnte die AFI 360 Forschungsaktivitäten mit über 14,5 Millionen Euro unterstützen und über 925.000 Ratgeber und Broschüren verteilen. Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Aufklärungsmaterial anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Spendenmöglichkeiten. Botschafterin der AFI ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel.

Dienstag, 7. März 2023

DAK-Studie zeigt Reformbedarf in der Pflege: Sozialhilfequote in Heimen bis 2026 bei 36 Prozent

DAK-Chef Storm fordert Begrenzung der Sozialhilfequote auf unter 30 Prozent

 


Armutsfalle Pflegeheim: Durch die massiv gestiegenen Kosten in der stationären Pflege erreicht die Belastung der Pflegebedürftigen trotz der jüngsten Reformschritte bereits in diesem Jahr ein neues Rekordniveau. Das zeigen neue Berechnungen des Bremer Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Heinz Rothgang im Auftrag der DAK-Gesundheit. Trotz deutlich gestiegener Alterseinkünfte wird der Anteil der Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner, die Sozialhilfe in Anspruch nehmen müssen, im Laufe dieses Jahres wieder auf ein Drittel anwachsen und bis 2026 voraussichtlich 36 Prozent betragen. Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, fordert als neue pflegepolitische Zielsetzung von der Bundesregierung, die Sozialhilfequote in Pflegeheimen auf unter 30 Prozent zu begrenzen. Der Finanzbedarf von 14 Milliarden Euro für eine umfassende Pflegereform erfordere einen fairen Finanzierungsmix aus Steuern und Beiträgen.

Die Eigenanteile in der stationären Pflege steigen kontinuierlich. Einzelne Reformmaßnahmen wie die Einführung von gestaffelten Leistungszuschlägen im Januar 2022 (GVWG) und das im Januar in Kraft getretene Wohngeld-Plus-Gesetz konnten die finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen etwas vermindern. „Diese Schritte waren wichtig. Sie sind aber nicht ausreichend, um die Kosten durch die enormen Preissteigerungen sowie das Tariftreuegesetz wirksam zu begrenzen,“ warnt DAK-Chef Andreas Storm. „Es wird höchste Zeit, dass wir den durch diese Reformschritte gewonnenen Spielraum nutzen, um eine tragfähige und solidarische Reform der Pflegeversicherung auf den Weg zu bringen. Ziel muss es sein, dass weniger als 30 Prozent der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner auf Sozialhilfe angewiesen sind.“

Stationäre Pflege bleibt Sozialhilfefalle

Trotz der bisherigen Reformen werden ab Mitte dieses Jahres im Durchschnitt Eigenanteilswerte erreicht, die höher sind als jemals zuvor, so die Berechnungen von Heinz Rothgang, Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Bremen. Für Pflegebedürftige, die weniger als zwölf Monate im Heim leben, reduziert sich der Eigenanteil um fünf Prozent, er lag aber auch 2022 bei bundesdurchschnittlich mehr als 1.000 Euro – Tendenz steigend. „Die Entlastungen der jüngsten Reformschritte sind bei den Eigenanteilen schon in diesem Jahr verpufft,“ so Rothgang. Lediglich für die Pflegedürftigen mit mindestens dreijähriger Pflegedauer im Heim habe die Reform eine Entlastung gebracht, die auch bis 2026 anhält.

Diese Kostensteigerungen wirken sich auf die Sozialhilfequote (Hilfe zur Pflege) aus: Vor Umsetzung der verschiedenen Reformregelungen seit dem 1. Januar 2022 erreichte die Quote mit 36,8 Prozent ihren höch­sten Wert seit Einführung der Pflegeversicherung. Dieser Wert konnte im vergangenen Jahr durch die Ein­füh­rung der Leistungszuschläge auf ca. 30,5 Prozent reduziert werden. Aber bereits in diesem Jahr wird die Sozialhilfequote trotz einer überdurchschnittlichen Rentensteigerung von mehr als sechs Prozent wieder auf 32,5 Prozent ansteigen. 2026 werden bereits wieder 36 Prozent erreicht.

„Damit haben die Reformelemente des GVWG nur einen begrenzten, vor allem aber nur einen temporären Effekt“, betont Gesundheitsexperte Rothgang. Sollten die Ziele der Pflegeversicherung nicht komplett verfehlt werden, sei daher noch in dieser Legislaturperiode ein nachsteuernder Reformschritt notwendig. Immerhin: Kleine Schritte zeigen auch Wirkungen. Ohne die Maßnahmen würden sich die pflegebedingten Eigenanteile bis 2026 nicht nur verdoppeln, sondern verdreifachen. Die Sozialhilfequote läge dann bei 46,4 Prozent.

Maßnahmen zur Begrenzung der Sozialhilfequote

Insgesamt waren die Regelungen des GVWG angesichts der ungebrochenen Dynamik bei den Heimentgelten nicht ausreichend, um für eine nachhaltige Entlastung der Betroffenen zu sorgen. Das Risiko steigender Pflegekosten verbleibt überwiegend bei den Pflegebedürftigen. „Es muss deshalb, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, dringend geprüft werden, wie die kontinuierlich steigenden Eigenanteile weiter gesenkt werden können“, betont Storm. Nur so sei eine Begrenzung der Sozialhilfequote unter 30 Prozent zu erreichen.

Storm schlägt vor, die im SGB XI verankerten pauschalen Leistungsbeträge für den vollstationären Bereich erneut anzuheben. Auch die im Koalitionsvertrag angekündigte Herausnahme der Ausbildungskostenumlage aus den einrichtungsbezogenen Pflegekosten (EEE) wäre ein dringend notwendiger Schritt zur Entlastung. Eine wirksame Maßnahme könnte zudem die individuelle Anhebung der gestaffelten Leistungszuschläge sein. Im Jahr 2026 sollte eine Evaluierung der Maßnahmen erfolgen, um sicherzustellen, dass das Dreißig-Prozent-Ziel auch in den folgenden Jahren erreicht wird.

Pflegebedürftige und ihre Angehörigen wirksam entlasten

Darüber hinaus müsse die ambulante Versorgung gestärkt werden, so Storm: „Damit Menschen gar nicht erst ins Pflegeheim kommen, müssen wir die Pflege in den eigenen vier Wänden viel stärker fördern. Das Pflegegeld sollte noch in diesem Jahr um mindestens zehn Prozent erhöht werden. Es sollte jährlich eine Anpassung der Leistungen an die allgemeine Kostenentwicklung erfolgen und wir brauchen das im Koalitionsvertrag beschlossene Entlastungsbudget, also die Zusammenfassung der Kurzzeit- und Verhinderungspflege.“

Umsetzung des BVerfG-Urteils zur Entlastung von Familien

Eine wichtige Maßnahme ist aus Sicht des DAK-Vorstandsvorsitzenden auch die sachgerechte Umsetzung des Bundesverfassungsgerichtsurteils zur Berücksichtigung der Kinderzahl bei den Pflegebeiträgen. Hierzu hatte Professor Rothgang bereits im November 2022 für die DAK-Gesundheit Berechnungen vorgelegt. „Hier drängt die Zeit, nicht nur wegen der enormen finanziellen Belastungen der Haushalte, sondern weil die derzeitige Berechnung der Pflegebeiträge ab August schlicht verfassungswidrig ist“, sagt Storm.*

Höhere Kosten bedürfen einer fairen Finanzierung

Ein wichtiger Punkt ist für Storm, einen fairen Finanzierungsmix aus Beiträgen und Steuern zu finden, um damit die Finanzierungslücke in der Sozialen Pflegeversicherung zu schließen. Diese beträgt nach Berechnungen der DAK-Gesundheit vierzehn Milliarden Euro: Maßnahmen zur Senkung der Eigenanteile in der stationären Pflege würden bis zu vier Milliarden Euro kosten, weitere zwei Milliarden Euro wären für die zehnprozentige Anhebung des Pflegegelds und die Einführung des Entlastungsbudgets nötig. Die Umsetzung des Verfassungsgerichtsurteils zur Berücksichtigung der Kinderzahl bei den Pflegebeiträgen würde, wenn das DAK-Modell zur Umsetzung käme, drei Milliarden Euro kosten. Schließlich muss noch das strukturelle Finanzierungsdefizit geschlossen werden, das sich mittlerweile auf rund fünf Milliarden Euro pro Jahr beläuft.

„Kindererziehung, Angehörigenpflege und die Bekämpfung des Pflegenotstandes sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die ähnlich wie die Kindererziehungszeiten in der Rentenversicherung aus Steuermitteln finanziert werden müssen“, sagt Storm. „Eine faire, ordnungspolitisch gebotene Finanzierung setzt voraus, dass sowohl die Rentenversicherungsbeiträge pflegender Angehöriger, die Beitragsentlastung der Familien bei der Kinderzahl als auch die Finanzierung der Ausbildungskostenumlage aus Steuermitteln finanziert werden. Zusammen sind das 7,5 Milliarden Euro aus Bundesmitteln. Die verbleibende Finanzierungslücke von 6,5 Milliarden Euro müsste aus Beitragsmitteln geschlossen werden. Das ergäbe eine Beitragssatzanhebung um 0,4 Prozentpunkte.“

*Weitere Informationen zum DAK-Modell für eine Neugestaltung der Pflegebeiträge finden Sie hier: https://www.dak.de/dak/bundesthemen/dak-modell-fuer-spuerbare-entlastung-von-familien-beim-pflegebeitrag-2587510.html#/.

Montag, 6. Februar 2023

Größter jährlicher Verlust an Apotheken in der Geschichte der Bundesrepublik

Zahl der Apotheken nur noch knapp über 18.000

 


Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist zum Jahresende 2022 um 393 auf 18.068 Betriebsstätten gesunken. Das ist der größte jährliche Verlust an Apotheken in der Geschichte der Bundesrepublik. Dabei ist nicht nur die Zahl der selbständigen Apothekerinnen und Apotheker zurückgegangen (-363), sondern erstmals auch die Zahl der von ihnen betriebenen Filialen (-30). Das zeigt eine Auswertung der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, die auf den Meldungen der Landesapothekerkammern in allen 16 Bundesländern beruht. Die Apothekendichte in Deutschland liegt bei 22 Apotheken pro 100.000 Einwohnern und damit weit unter dem europäischen Durchschnitt von 32.

„Immer mehr Apotheken machen dicht. Das ist ein schmerzlicher Verlust für viele Patientinnen und Patienten, für die der Weg zur nächsten Apotheke nun länger wird“, sagt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening: „Viele Inhaberinnen und Inhaber geben auf, weil sie nicht genug qualifiziertes Personal oder keine Nachfolge zur Übernahme ihrer Apotheke finden. Die Basis der Arzneimittelversorgung in Deutschland wird somit langsam unterspült.“ Overwiening weiter: „Wenn so viele selbständige Apothekerinnen und Apotheker ihre Apotheke aufgeben müssen, ist das schon schlimm. Wenn jetzt aber auch erst vor wenigen Jahren eröffnete Filialapotheken schließen müssen, zeigt das, wie eng die wirtschaftliche Situation ist.“

Overwiening sagt: „Um die Arzneimittelversorgung in Zukunft flächendeckend zu sichern, müssen Politik und Gesellschaft gegensteuern. Für die Apotheken brauchen wir mehr Nachwuchs, also junge Menschen, die dort gerne arbeiten wollen und später auch bereit sind, eine Apotheke zu leiten und zu übernehmen. Die Politik muss unbedingt verlässliche Rahmenbedingungen für den Apothekenbetrieb schaffen und den Abbau bürokratischer Lasten vorantreiben. Die Erhöhung des Kassenabschlags und die damit einhergehende Absenkung des Apothekenhonorars für zwei Jahre bewirkt leider genau das Gegenteil. Apotheken brauchen Wertschätzung und stabilisierende Perspektiven, keine Zwangsmaßnahmen.“

Montag, 30. Januar 2023

VdK zu steigenden Pflegeheimkosten: Nächstenpflege endlich stärken

VdK-Präsidentin Bentele: Kosten in der Pflege zu Hause haben sich ebenso drastisch erhöht - Lang versprochene Pflegegelderhöhung muss jetzt kommen

Verena Bentele
 © VdK / Marlene Gawrisch


Pflegebedürftige Menschen in Heimen müssen immer höhere Eigenanteile zahlen, das hat eine Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen ergeben. Der VdK mahnt dazu an, dass die Situation der zu Hause Gepflegten in der Debatte um steigende Pflegekosten nicht länger ignoriert werden darf. VdK-Präsidentin Verena Bentele erklärt dazu:

„Die Debatte um die gestiegenen Pflegekosten geht an der größten Gruppe der Pflegebedürftigen knallhart vorbei, nämlich an den zu Hause Gepflegten. Dort haben sich die Kosten aufgrund der Anhebung der Pflegelöhne ebenso drastisch erhöht. Das kriegt aber kaum einer mit, weil der Fokus schon immer zu stark auf die Pflegeheime gerichtet wurde, weil die Politik das Problem aussitzt und weil die Betroffenen erprobt darin sind, eigene Lösungen finden zu müssen. Uns liegen Rechnungen unserer Mitglieder vor, die bis zu 25 Prozent mehr als im letzten Jahr für den Pflegedienst zuzahlen müssen. Die Betroffenen schränken sich bei der Pflege ein, bestellen den Pflegedienst nicht mehr so oft ein. Alles, weil sie sich die Pflege nicht mehr leisten können.

Mehr als eine Million Menschen werden zu Hause von ambulanten Pflegediensten versorgt, das sind weitaus mehr Menschen, als in Heimen gepflegt werden. Wir warnen eindringlich davor, die Situation der Pflege zu Hause weiter totzuschweigen. Wir müssen den Fokus dahin lenken, wo 84 Prozent der Pflegebedürftigen versorgt werden und wo die meisten auch gepflegt werden wollen: zu Hause. Dort brauchen wir endlich mehr Entlastung, Geld, Unterstützung, Wertschätzung. Konkret bedeutet das, dass die lang versprochene Pflegegelderhöhung und die Anhebung der ambulanten Pflegesachleistung, der Verhinderungspflege, der Tagespflege jetzt kommen muss. Seit Jahren gab es keine wirklichen Verbesserungen für die Menschen, die zu Hause pflegen und gepflegt werden, auf echte Reformen warten unsere über 2,1 Millionen Mitglieder viel zu lang. Die zu Hause Gepflegten müssen in der Debatte endlich auch stattfinden.“