Montag, 19. Dezember 2022

Apothekerschaft kritisiert Vorstoß der Bundesärztekammer für Arzneimittel-Flohmärkte

"Absurde Idee!"

Tatjana Zambo, Präsidentin des LAV
Quelle/Copyright: © LAV
 

„Ein solcher Vorschlag ist fahrlässig, verantwortungslos und heilberuflich nicht zu vertreten! Ich bin wirklich absolut entsetzt!“ Mit diesen Worten kommentiert Tatjana Zambo, Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg den Vorstoß des Präsidenten der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt, der in der Online-Ausgabe des Tagespiegels am vergangenen Wochenende angesichts der anhaltenden Lieferengpässe bei Arzneimitteln für „Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft“ geworben hatte. Reinhardt hatte darüber hinaus angeregt, selbst abgelaufene Medikamente weiter zu benutzen.

Selbstverständlich sei die Situation der Lieferengpässe bei einem gleichzeitig hohen Krankenstand besorgniserregend, so Zambo. „Dass man allerdings auf so eine absurde Idee kommt, dass die Menschen nun die in den Haushalten gelagerte Medikamente ohne jedweden fachlichen Rat munter fröhlich miteinander tauschen sollen, grenzt schon fast an Absurdität. Das gilt umso mehr, wenn dieser Vorschlag von einem Arzt kommt und noch dazu von einer durch sein Amt so herausgestellten Persönlichkeit“, so Zambo weiter.

Auch für den Vorschlag Reinhardts, bereits seit mehreren Monaten abgelaufene Medikamente hier einzubeziehen, hat Zambo kein Verständnis. „Mit einer solchen Idee tritt der Präsident der Bundesärztekammer die wichtige Errungenschaft der Arzneimittelsicherheit und gleichzeitig das Patientenwohl mit Füßen!“ Ihr sei auch kein Fall bekannt, bei dem in Arztpraxen abgelaufene Medikamente im Sprechstundenbedarf eingesetzt würden. „Ich kann mir keine Ärztin und keinen Arzt vorstellen, der hier Kompromisse machen würde“, meint Zambo.

Zambo fordert die Bundesärztekammer und die weiteren ärztlichen Standesvertretungen auf, sich unverzüglich von diesen Vorschlägen zu distanzieren. „Es ist selbstverständlich, dass in der derzeitigen Situation in den Haushalten keine Medikamente gehortet werden sollten. Aber in die Beliebigkeit darf man die Medikation von kranken Menschen nicht setzen.“

Mittwoch, 7. Dezember 2022

Eckpunkte der Krankenhausreform weisen in die richtige Richtung

IKK classic begrüßt die Kommissionsvorschläge als gute Diskussionsgrundlage

 

Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classik
Foto: IKK classik

„Die Eckpunkte für eine Reform der stationären Versorgung weisen in die richtige Richtung. Wenn sie nun konsequent umgesetzt werden, bin ich zuversichtlich, dass wir die Qualität und Versorgungssicherheit – auch auf dem Land – verbessern können,“ sagt Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic, anlässlich der heute vorgestellten Eckpunkte für eine zukünftige Krankenhausversorgung durch Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Mitglieder der Krankenhauskommission.

Nun komme es darauf an, dass der Bund stringente, bundesweit einheitliche und bedarfsorientierte Rahmenvorgaben für die Krankenhausplanung der Länder setzt und in der Folge gemeinsam mit allen Beteiligten ausgestaltet. Mit der zu erwartenden, dringend notwendigen Reduzierung der Bettenzahl insgesamt werde auch die Pflege entlastet. „Wir sprechen heute von ca. 25.000 fehlenden Fachkräften in der Akutpflege. Jedes Bett weniger, das nicht gebraucht wird, benötigt auch weniger Pflegekräfte. Auf diese Weise kann die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte gesenkt und die Pflegequalität am Bett gesteigert werden“, ist Frank Hippler überzeugt.

„Mit der Einteilung der Krankenhäuser in Versorgungsstufen, einer ausreichenden Finanzierung der Vorhaltekosten und einer Bemessung der Vergütung der Häuser nach Leistungen und Leistungsqualität werden die richtigen Probleme angegangen,“ befürwortet der Kassenchef die einzelnen Maßnahmen und fordert die Länder auf, nun den Ball aufzunehmen. „Wir setzen darauf, dass die Länder ihrer Planungsverantwortung nachkommen und den vorgezeichneten Weg mitgehen. Nicht jeder Landkreis braucht sein eigenes Krankenhaus. Was wir aber brauchen, ist eine schnell erreichbare Grundversorgung. Das muss aber nicht immer das Krankenhaus sein.“

Entscheidend sei, so Hippler, dass Patienten vor Ort optimal versorgt werden. Und das kann z. B. bei weniger komplexen internistischen oder chirurgischen Operationen auch das gut ausgestattete regionale, ambulante Gesundheitszentrum sein. „Wir haben in Deutschland immer noch zu viele Krankenhausaufnahmen. Das Potenzial für ambulante Operationen ist noch nicht ausgeschöpft.“

Als besonders positiv hebt Kassenchef Hippler die Tatsache hervor, dass für eine echte sektorenübergreifende Versorgung in der Fläche nun die Krankenhaus-, die vertragsärztliche und die Notfallversorgung gleichermaßen integriert werden sollen.