Sonntag, 22. Dezember 2024
Donnerstag, 5. Dezember 2024
Schnell, sicher und bequem: Digitaler Arztbesuch
Wie man die Vorteile von Online-Sprechstunden nutzen kann
Das Kind klagt über Beschwerden: Gerade für besorgte Eltern kann dann eine zügige ärztliche Einschätzung per Video sehr hilfreich sein. Foto: DJD/IKK classic/Getty Images/Mindful Media |
PR (DJD). Es gibt viele Situationen, in denen ein persönlicher Arztbesuch schwierig ist, etwa, wenn man in entlegenen Gegenden wohnt oder erste Beschwerden außerhalb der regulären Sprechstunde auftreten. Auch für viele arbeitende Menschen mit einem vollen Terminkalender ist es oft schwer, sich zu den üblichen Öffnungszeiten "freizuschaufeln". Andere Hürden wiederum gelten für Patientinnen und Patienten, die aufgrund eingeschränkter Mobilität oder bestimmter gesundheitlicher Probleme das Haus nur schwer verlassen können. Hier bietet glücklicherweise die Digitalisierung inzwischen moderne und bequeme Alternativen zum traditionellen Praxisbesuch.
Telemedizin hat hohe Kundenzufriedenheit
Heute können Patientinnen und Patienten sich direkt vom heimischen Sofa aus schnell und unkompliziert ärztlichen Rat einholen. Online-Plattformen ermöglichen es, medizinische Beratungen per Video oder Telefon in Anspruch zu nehmen, und eröffnen damit neue Wege der Gesundheitsversorgung. Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) im Auftrag von ntv zeigt, dass Telemedizin mit ärztlicher Online-Beratung insgesamt eine hohe Kundenzufriedenheit erreicht, insbesondere in den Bereichen Angebot und Kundenservice. So bietet beispielsweise die IKK classic ihren Versicherten seit über drei Jahren eine Online-Sprechstunde an. Grundlage dieses digitalen Behandlungsangebots ist hier eine Kooperation mit der TeleClinic GmbH.
In 30 Minuten zum Termin
"Dank einer kostenlosen Premiummitgliedschaft profitieren Versicherte bei uns von einer 24-Stunden-Erreichbarkeit an sieben Tagen in der Woche, einem Zugang zu einem umfangreichen Netzwerk von Medizinerinnen und Medizinern, einer schnellen und einfachen Terminkoordination innerhalb von 30 Minuten oder zum Wunschtermin sowie von einer gesicherten Dokumentenübertragung", erklärt Pressesprecherin Juliane Mentz von der IKK classic. Neu ist die Möglichkeit, sich innerhalb der digitalen Sprechstunde ein elektronisches Rezept als Kassen-, Privat- oder Empfehlungsrezept ausstellen zu lassen.
Einwilligungserklärung erforderlich
In der Regel funktioniert ein virtueller Arztbesuch folgendermaßen: Die Terminvergabe erfolgt entweder über die Praxis, den jeweiligen Videodienstanbieter oder entsprechende Apps. Infos hierzu gibt es auch unter www.ikk-classic.de. Vor der ersten Videosprechstunde müssen Ärztinnen und Ärzte die Einwilligungserklärung der Patienten einholen. Dann erfolgt die Einwahl über erhaltene Zugangsdaten. Dort wartet man im "Online-Wartezimmer", bis der jeweilige Experte zugeschaltet wird.
Ein Jahr telefonische Krankmeldung
-forsa-Studie: Jeder Dritte hat sich telefonisch krankschreiben lassen-
Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Arbeitnehmenden hat sich schon einmal telefonisch krankschreiben lassen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen forsa-Umfrage von über 1.000 Beschäftigten ab 18 Jahre im Auftrag der hkk Krankenkasse.
Seit Dezember des vergangenen Jahres besteht wieder die Möglichkeit, sich telefonisch krankschreiben zu lassen, wenn bestimmte Bedingungen[1] erfüllt sind. Die große Mehrheit der befragten Arbeitnehmenden (79 Prozent) hält die Möglichkeit der telefonischen Krankmeldung bei einer Arztpraxis grundsätzlich für sinnvoll. Aber nur jeder dritte Beschäftigte (36 Prozent) hat sich schon telefonisch krankschreiben lassen. „Diese Diskrepanz erklärt sich dadurch, dass die telefonische Krankschreibung nur bei leichten Erkrankungen und für maximal fünf Tage ausgestellt werden darf. Viele Arbeitgeber verlangen aber im Krankheitsfall für die ersten drei Tage gar keine Krankschreibung. Einige Beschäftigte sind zudem vielleicht auch gar nicht krank gewesen. Daher ist es möglich, dass einige Arbeitnehmer in diesem Jahr noch keine Krankmeldung und somit auch keine telefonische Krankmeldung benötigt haben. Bei schwereren und länger andauernden Erkrankungen muss der Patient auch in der Arztpraxis vorstellig werden, um sich krankschreiben zu lassen“, sagt Dr. med. Matthias Juricke, hausärztlicher Internist aus Bremen.
[1] Die Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit (AU) nach telefonischer Anamnese ist bei Patienten möglich, die der Praxis bekannt sind. Eine weitere Voraussetzung ist, dass es sich um Erkrankungen handelt, die keine schwere Symptomatik vorweisen, und die Abklärung nicht per Videosprechstunde möglich ist. Eine Krankschreibung kann dann für bis zu fünf Kalendertage erfolgen. Ist der Patient danach weiterhin krank, muss er die Praxis aufsuchen.
Häufigster Grund: Ansteckungsrisiko vermeiden
Von denjenigen, die sich schon einmal telefonisch krankschreiben ließen, begründete jeweils etwa die Hälfte dies damit, dass sie andere Patienten nicht anstecken wollten (53 Prozent) oder dass sie ihren Gesundheitszustand selbst gut einschätzen konnten und keine ärztliche Untersuchung benötigten (47 Prozent). Niemand gab indes an, die telefonische Krankschreibung gewählt zu haben, weil er eine Krankschreibung wollte, ohne ernsthaft krank zu sein. „Auch unsere Erfahrung ist es, dass die Patienten sehr gewissenhaft mit der telefonischen Krankmeldung umgehen“, so Juricke. Im Zweifelsfall könne der Arzt den Patienten bitten, sich persönlich in der Praxis vorzustellen.
„Die telefonische Krankmeldung ist noch jung, aber schon jetzt ein sinnvolles Instrument zum Bürokratieabbau, das sowohl Patienten als auch Arztpraxen entlastet und unbedingt erhalten bleiben sollte“, fordert Juricke. Auch die befragten Beschäftigten sind überzeugt: Angenommen, sie würden sich krank fühlen und eine Krankschreibung für die Arbeit benötigen, dann würde eine große Mehrheit aller Befragten (79 Prozent) die Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung nutzen.
Auch die hkk befürwortet die Telefon-AU, da sie zahlreiche Vorteile für alle Beteiligten bietet. „Sie reduziert Infektionsrisiken in Arztpraxen, entlastet medizinisches Personal und ermöglicht die Konzentration auf die Versorgung von schwereren Fällen“, sagt Dr. Cornelius Erbe, Leiter hkk Versorgungsmanagement. Zudem sei die telefonische AU besonders in ländlichen Regionen oder bei eingeschränkter Mobilität ein bedeutender Vorteil, da lange Anfahrtswege vermieden werden können. Sie spart nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern fördert auch die Zufriedenheit der Versicherten und leistet einen Beitrag zur Effizienz im Gesundheitssystem.
Den Bericht zur forsa-Studie und das vollständige Interview mit Dr. med. Matthias Juricke finden Sie unter www.hkk.de/presse/studien-und-reports/hkk-gesundheitsreport.
Zulassungsempfehlung für Alzheimer-Medikament Leqembi
Neue Hoffnung für einen begrenzten Personenkreis – Wirkung bei Frauen unklar
Der Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat die Zulassung des Wirkstoffes Lecanemab (Handelsname Leqembi) zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit im frühen Stadium empfohlen. Die Zulassung soll allerdings auf Erkrankte mit einer oder keiner Kopie des Gens ApoE4 beschränkt werden. Ein kontrolliertes Zugangsprogramm soll gewährleisten, dass nur der empfohlene Personenkreis mit Leqembi behandelt wird.
Stellungnahme von Dr. Anne Pfitzer-Bilsing, Leiterin der Abteilung Wissenschaft der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative:
„Das ist eine wegweisende Entscheidung. Damit werden die Weichen für die Diagnostik und Behandlung der Alzheimer-Krankheit voraussichtlich grundlegend neu gestellt. Leqembi wird das erste Medikament in Deutschland sein, das die Alzheimer-Krankheit an einer der möglichen Ursachen angreift. Damit kann es den Krankheitsverlauf um einige Monate verzögern, aber leider nicht heilen. Bisher konnten wir nur symptomatisch behandeln.
Behandlung kommt nur für eine kleinen Personenkreis in Frage
Es ist uns aber sehr wichtig, klarzustellen, dass eine Behandlung nur für eine kleine Gruppe von Erkrankten in Frage kommen wird. Leqembi wird nur für Patientinnen und Patienten in einem sehr frühen Krankheitsstadium zugelassen. Menschen mit einem doppelten ApoE4-Gen sind von der Behandlung ausgeschlossen, weil sie ein zu hohes Risiko auf schwerwiegende Nebenwirkungen haben. Der Zugang wird streng reguliert und die Behandlung soll engmaschig überwacht werden.
Wir begrüßen ausdrücklich, dass der Ausschuss der EMA damit dem Sicherheitsaspekt bei der Behandlung mit Leqembi einen sehr hohen Stellenwert einräumt. Denn auch wenn wir mit Leqembi die Alzheimer-Erkrankung zum ersten Mal potentiell ursächlich behandeln können, ist die Wirkung voraussichtlich gering. Es ist unklar, ob der Effekt für die Betroffenen selbst überhaupt spürbar ist. Es können aber mit Hirnblutungen und Hirnschwellungen potentiell schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten.
Es muss immer genau abgewogen werden, wer mit Leqembi behandelt werden kann. Auch Erkrankte, die Blutverdünner nehmen, haben ein erhöhtes Risiko auf Nebenwirkungen. Da die Behandlung zeitintensiv und mit aufwändigen Untersuchungen verbunden ist, müssen Patientinnen und Patienten außerdem noch mobil und ausreichend belastbar sein. Leqembi wird alle zwei Wochen intravenös verabreicht.
Trotzdem ist es gut, dass Alzheimer-Erkrankte mit Leqembi bald eine neue Therapieoption haben werden und zusammen mit behandelnden Ärzt*innen entscheiden können, ob sie die Behandlung in Anspruch nehmen möchten. Es gibt erste Anzeichen, dass sich der Effekt mit längerer Einnahme noch erhöhen kann. Dafür haben wir aber bisher keine offiziellen Daten.
Positiv auch für die Forschung
Durch eine beschränkte Zulassungsempfehlung können auch in Deutschland und Europa weitere Daten gesammelt werden. Sowohl die Forschenden als auch die Erkrankten sind damit nicht von weiteren Forschungen und Fortschritten abgeschnitten.
Profitieren auch Frauen von Leqembi?
Unklar ist bisher, ob und wie sehr Frauen von einer Leqembi-Behandlung profitieren. Ein Anhang zur Leqembi-Studie zeigt einen großen Unterschied bei der Wirksamkeit zwischen Frauen und Männern. Während der Krankheitsverlauf bei Männern durchschnittlich um 43 Prozent verlangsamt werden konnte, waren es bei Frauen nur 12 Prozent. In weiteren Studien muss deshalb dringend erforscht werden, ob dieser Unterschied Bestand hat und was die Gründe dafür sind. Rund zwei Drittel aller Menschen mit Alzheimer sind Frauen.
Strukturelle Herausforderung für ärztliche Versorgung
Die Zulassung von Leqembi wird die ärztliche Versorgung vor neue Herausforderungen stellen. Weil nur Erkrankte in einem frühen Krankheitsstadium profitieren, brauchen wir eine Verbesserung der Frühdiagnostik. Auch die fachärztlichen Kapazitäten müssen für die Verabreichung von Leqembi und die Überwachung der Behandlung deutlich verbessert werden.“ Weitere Informationen zu Leqembi www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuell/ban2401/ Über die Alzheimer Forschung Initiative e.V. Die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) fördert seit 1995 Alzheimer- und Demenzforschung. Mit kostenlosen Broschüren und umfassenden Informationen auf der Website www.alzheimer-forschung.de klärt die AFI über Demenzerkrankungen auf. Bis heute konnte der Verein 390 Forschungsaktivitäten mit 16,2 Millionen Euro unterstützen und über 925.000 Ratgeber und Broschüren verteilen. Die AFI finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden und kooperiert nicht mit der Pharmaindustrie. Als Träger des Spendenzertifikats des Deutschen Spendenrates verpflichtet sich der Verein zu einer transparenten Verwendung von Spenden. Die AFI ist Mitglied im Netzwerk Nationale Demenzstrategie. Botschafterin ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel.