Donnerstag, 5. Dezember 2024

Ein Jahr telefonische Krankmeldung

-forsa-Studie: Jeder Dritte hat sich telefonisch krankschreiben lassen-

 



Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Arbeitnehmenden hat sich schon einmal telefonisch krankschreiben lassen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen forsa-Umfrage von über 1.000 Beschäftigten ab 18 Jahre im Auftrag der hkk Krankenkasse. 

Seit Dezember des vergangenen Jahres besteht wieder die Möglichkeit, sich telefonisch krankschreiben zu lassen, wenn bestimmte Bedingungen[1] erfüllt sind. Die große Mehrheit der befragten Arbeitnehmenden (79 Prozent) hält die Möglichkeit der telefonischen Krankmeldung bei einer Arztpraxis grundsätzlich für sinnvoll. Aber nur jeder dritte Beschäftigte (36 Prozent) hat sich schon telefonisch krankschreiben lassen. „Diese Diskrepanz erklärt sich dadurch, dass die telefonische Krankschreibung nur bei leichten Erkrankungen und für maximal fünf Tage ausgestellt werden darf. Viele Arbeitgeber verlangen aber im Krankheitsfall für die ersten drei Tage gar keine Krankschreibung. Einige Beschäftigte sind zudem vielleicht auch gar nicht krank gewesen. Daher ist es möglich, dass einige Arbeitnehmer in diesem Jahr noch keine Krankmeldung und somit auch keine telefonische Krankmeldung benötigt haben. Bei schwereren und länger andauernden Erkrankungen muss der Patient auch in der Arztpraxis vorstellig werden, um sich krankschreiben zu lassen“, sagt Dr. med. Matthias Juricke, hausärztlicher Internist aus Bremen. 


[1] Die Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit (AU) nach telefonischer Anamnese ist bei Patienten möglich, die der Praxis bekannt sind. Eine weitere Voraussetzung ist, dass es sich um Erkrankungen handelt, die keine schwere Symptomatik vorweisen, und die Abklärung nicht per Videosprechstunde möglich ist. Eine Krankschreibung kann dann für bis zu fünf Kalendertage erfolgen. Ist der Patient danach weiterhin krank, muss er die Praxis aufsuchen.

Häufigster Grund: Ansteckungsrisiko vermeiden

Von denjenigen, die sich schon einmal telefonisch krankschreiben ließen, begründete jeweils etwa die Hälfte dies damit, dass sie andere Patienten nicht anstecken wollten (53 Prozent) oder dass sie ihren Gesundheitszustand selbst gut einschätzen konnten und keine ärztliche Untersuchung benötigten (47 Prozent). Niemand gab indes an, die telefonische Krankschreibung gewählt zu haben, weil er eine Krankschreibung wollte, ohne ernsthaft krank zu sein. „Auch unsere Erfahrung ist es, dass die Patienten sehr gewissenhaft mit der telefonischen Krankmeldung umgehen“, so Juricke. Im Zweifelsfall könne der Arzt den Patienten bitten, sich persönlich in der Praxis vorzustellen. 

„Die telefonische Krankmeldung ist noch jung, aber schon jetzt ein sinnvolles Instrument zum Bürokratieabbau, das sowohl Patienten als auch Arztpraxen entlastet und unbedingt erhalten bleiben sollte“, fordert Juricke. Auch die befragten Beschäftigten sind überzeugt: Angenommen, sie würden sich krank fühlen und eine Krankschreibung für die Arbeit benötigen, dann würde eine große Mehrheit aller Befragten (79 Prozent) die Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung nutzen.

Auch die hkk befürwortet die Telefon-AU, da sie zahlreiche Vorteile für alle Beteiligten bietet. „Sie reduziert Infektionsrisiken in Arztpraxen, entlastet medizinisches Personal und ermöglicht die Konzentration auf die Versorgung von schwereren Fällen“, sagt Dr. Cornelius Erbe, Leiter hkk Versorgungsmanagement. Zudem sei die telefonische AU besonders in ländlichen Regionen oder bei eingeschränkter Mobilität ein bedeutender Vorteil, da lange Anfahrtswege vermieden werden können. Sie spart nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern fördert auch die Zufriedenheit der Versicherten und leistet einen Beitrag zur Effizienz im Gesundheitssystem. 

Den Bericht zur forsa-Studie und das vollständige Interview mit Dr. med. Matthias Juricke finden Sie unter www.hkk.de/presse/studien-und-reports/hkk-gesundheitsreport.